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Perspektiven

Liebe IKT-Freundin, lieber IKT-Freund,

wie du sicherlich weisst, gibt es momentan beim IKT viel Veränderung. Der Umzug nach Rapperswil hat sich nun doch noch einmal verzögert, aber Ende November ist es wirklich so weit. Ausserdem findet Wandel in der Personalstruktur statt – geschätzte Kolleginnen ziehen sich zurück, während ihre Nachfolgerinnen frischen Wind ins IKT bringen. Eine Situation mit vielen Menschen und vielen Einflüssen fördert auch viele verschiedene Perspektiven zutage. Doch was macht eine Perspektive aus? Was nehmen wir selbst wahr und was sehen unsere Mitmenschen? Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns in diesem Artikel.

Du kennst bestimmt das Gleichnis von den fünf blinden Menschen und dem Elefanten. Sie haben nie einen Dickhäuter gesehen, deswegen betasten sie ihn. Eine Person fühlt den Rüssel und beschreibt den Elefanten als lange, runzelige Schlange. Der Mensch, der einen Fuss betastet, lernt einen Elefanten als festen Baumstamm kennen. Ein anderer Blinder berührt den Elefanten seitlich und erkennt eine stabile Wand. Und so weiter. Auf diese Weise kommen fünf verschiedene Blickwinkel zustande, die alle nur einen Teil der gesamten Wahrheit wiedergeben. Ein Aussenstehender sieht natürlich den ganzen Elefanten und merkt, dass die Blinden einen limitierten Zugang zum grossen Ganzen haben – falsch ist der jeweilige Blickwinkel deshalb aber noch lange nicht.

Was bedeutet dieses Gleichnis, wenn wir es auf unser Leben beziehen? Auch wenn wir sehen können, ist unsere Wahrnehmung dennoch eingeschränkt: Wir können nur das sehen, hören, riechen, schmecken oder fühlen, was um uns herum geschieht. Somit bezieht sich der Begriff ‚Perspektive‘ auf die gesamte Wahrnehmung sowie auf die Interpretation oder das Leben an sich. All dies ist nur ein Teil der gesamten Realität, denn diese ist die Summe aus der Perspektive jedes einzelnen Menschen.

Jetzt stellt sich die Frage: Was macht eine Perspektive aus? Erst einmal sind Perspektiven veränderlich: Eine Perspektive hängt immer von unserer aktuellen Position und vom Blickwinkel auf eine Sache ab. Wir können um den Elefanten herumlaufen, die Position jedes Blinden nachvollziehen und uns in seine Perspektive hineinversetzen. Wir Menschen sind durch Empathie in der Lage, die Sichtweise der anderen zu erkennen, ohne uns selbst zu bewegen. Diese Fähigkeit ist sehr wertvoll und hilft uns im täglichen Miteinander.

Ausserdem wissen wir: Wir werden von unterschiedlichen Lebensrealitäten, Umständen oder Prägungen beeinflusst. Diese können von Mensch zu Mensch stark variieren. Selbst unsere Nächsten wie unsere PartnerInnen, Geschwister, Kinder oder Eltern können gänzlich unterschiedliche Perspektiven vertreten.

Auf der anderen Seite: Sind nicht die Gemeinsamkeit unserer Perspektiven viel wichtiger als deren Unterschiede? Wir leben in Gemeinschaften verschiedenster Ausprägung – von der Familie, zur Gemeinde, zur Stadt, zum Land, zum Kontinent und zum gesamten Planeten. Wie gross auch immer eine Lebensgemeinschaft ist und wie sehr sich die Perspektiven in ihr unterscheiden mögen, es gibt immer Faktoren, die uns und unsere Ideen vereinen. In einem Land haben wir beispielsweise eine gemeinsame Geschichte, gemeinsame Werte und eine gemeinsame Sprache – im Falle der Schweiz sogar vier davon! Ist es nicht erstaunlich, dass sich mehrere Millionen Menschen mit den unterschiedlichsten Perspektiven und Ansichten doch auf gemeinsame Werte, Ziele und Haltungen für ein gesundes Miteinander einigen können?
Auch in unserer Gemeinschaft als TherapeutInnen können die einzelnen Perspektiven stark auseinandergehen. Gleichzeitig sind es unsere gemeinsamen Überzeugungen, Haltungen und unsere Liebe zur therapeutischen Arbeit, die eine Grundlage für ein Miteinander der Perspektiven bilden. Dabei sind wir durch unsere achtsame und empathische Arbeitsweise besonders gut dazu in der Lage, andere Perspektiven zu spüren und auf diese zu reagieren. Diese Fähigkeit können wir auch ausserhalb der therapeutischen Praxis im Umgang mit unseren Mitmenschen anwenden, sodass ein angenehmeres Miteinander entstehen kann.

Wie immer habe ich noch ein paar Fragen für dich, die dich ein bisschen zum Nachdenken über deine Perspektive und die Perspektiven um dich herum anregen dürfen:

  • Was ist deine Sichtweise auf die Welt? Was von der Welt siehst du? Welchen Teil des Elefanten spürst du?
  • Mit welcher Perspektive gehst du eine Herausforderung an?
  • Welche Perspektiven haben deine Mitmenschen? Kannst du dich in deren Sichtweise einfühlen? Welchen Teil des Elefanten erkennen sie?
  • Haben unsere Sichtweisen mehr Verschiedenheiten oder Gemeinsamkeiten?
  • Wie lassen sich diese unterschiedlichen Perspektiven zusammenbringen? Kannst du einen Schritt zurückgehen und so die Perspektiven deiner Mitmenschen und gar das grosse Ganze erkennen?

Aus meiner ganz eigenen Perspektive wünsche ich dir einen fantastischen Start in den Dezember.

Liebe Grüsse
Claudia Per