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Mein Aussichtsbänkli mit der besten Übersicht: Die Metaebene

Liebe IKT-Freundin, lieber IKT-Freund!

In diesem Monat freuen wir uns, dass einer unserer Dozenten die Website mit einem Artikel bereichert, nämlich Richard Furrer, der für das IKT Tronc-Commun-Kurse unterrichtet. Richard hat darüber nachgedacht, wie man nachdenkt – die Metaebene also. Wir wünschen dir viel Spass beim Lesen!

Mein Aussichtsbänkli mit der besten Übersicht: Die Metaebene

Emotionen sind die Würze des Daseins, sie lassen mich spüren und körperlich erleben, sie motivieren zum Vorangehen und warnen mich vor Gefahren. Niemals möchte ich das wunderbare Geschenk, emotional zu sein, missen. Ich weiss aber auch, dass Emotionen mein Denken und Handeln (oft unbemerkt) beeinflussen. Meist ist dieses „Bauchgefühl“ sehr nützlich für spontane Entscheidungen, welche keine langwierigen Denkprozesse erlauben. Möchte ich aber mehr über mich und meine Mitmenschen erfahren, inneliegende Ressourcen und zwischenmenschliche Potenziale entdecken, hilft mir emotionales Innehalten: Dies ist die Metaebene, wie das Aussichtsbänkli auf einer Anhöhe, welches mir einen grossartigen Überblick über das Geschehen ermöglicht.

Manchmal scheint es schwierig, das theoretische Konstrukt „Metaebene“ (Umgangssprachlich auch Vogelperspektive genannt) in Worte zu fassen. Es ist tatsächlich eine grosse, kognitive Leistung, auf einer übergeordneten Ebene über Gesagtes, Erlebtes oder sich selber nachzudenken und zu reflektieren. Wir tun es aber alltäglich, manchmal unbewusst. In der Arbeit als Komplementärtherapeut:in ist die Nutzung der Metaebene ein sinnvolles Instrument, um über sich und sein Handeln nachzudenken. Wie aber komme ich auf diese mysteriöse Metaebene?

Immer wieder zieht es mich „nach oben“, auf die Anhöhe oberhalb der Ortschaft Höngg in Zürich, wo ich wohne. Richtig bewusst werden mir diese lieb gewonnene Routine und die dahinterliegenden Motive erst im Zusammenhang mit dem Schreiben dieses Artikels. Etwas passiert jedes Mal mit mir, wenn ich, oben angekommen, aus der Distanz von oben hinabschaue, auf die Welt, in der ich lebe. Aus dieser neuen Perspektive spüre ich meine innere Ruhe und Frieden. Hier oben bin ich nicht mehr Teil des Geschehens da unten, sondern stiller Beobachter. Meine Gedanken werden dadurch freier, ich fühle Dankbarkeit und verstehe mich als Teil von etwas „Grösserem“.

Wie in einer Achtsamkeitsübung kann ich hier oben, ohne zu Werten oder etwas zu wollen, im Beobachten verweilen, neue Perspektiven erkennen und einfach Zulassen, was es mit mir macht. Ich kann Geschehenes in neutraler Haltung reflektieren und, falls nötig, neu einordnen:

  • Beim Shiatsu ist dieser Zustand meiner Meinung nach mit dem Ritual des „sich innerlich Ausrichtens“ vor und während einer Behandlung vergleichbar.
  • Möchte man professionell über sich und seine Arbeit als Komplementärtherapeut:in reflektieren, ist dies der ideale Ausgangspunkt.
  • Wenn man nach dem Erwachen über seine Träume nachdenkt, tut man dies auch auf einer Metaebene: erst losgelöst von der emotionalen Betroffenheit und aus der zeitlichen Distanz, können wir über Sinn und Bedeutung des Traums reflektieren.

In der Predigerkirch in Zürich steht hoch oben an der Wand in etwa geschrieben (aus meiner Erinnerung): “Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem deinem Herzen, von ganzer deiner Seele und von ganzem deinem Gemüte und den Nächsten als dich selbst.” In diesem Szenario ist das Bänkli unten platziert, der Blick ist nach oben gerichtet (in typisch kirchlicher Tradition) und es dient mir und seit vielen Generationen anderen Menschen dazu, innezuhalten und auf eine Art „spirituelle Metaebene“ zu gelangen.

Offenbar kann also dieser Überblick der Metaebene nicht nur durch eine Sicht „von oben“ erreicht
werden. Andererseits bringt mich das Verweilen an einem Aussichtspunkt hoch oben nicht zwingend auf die Metaebene. Sonst wären Vögel oder Flugzeug-Piloten:innen ja auch die meiste Zeit ihres Daseins auf der Metaebene und könnten die Freuden emotionalen, subjektiven und unvernünftigen Denken und Handelns nicht geniessen ;-)

Letztendlich scheinen der Perspektivenwechsel, die Distanz sowie die dadurch veränderte Wahrnehmung es uns Menschen zu ermöglichen, unseren geistigen, körperlichen und seelischen Zustand zu verändern. Deshalb können wir auch überall und jederzeit durch Vorstellungskraft unser „inneres Aussichtsbänkli“ erreichen.

Bei den Überlegungen zur Themenwahl für diesen Artikel habe ich versucht, von meinem inneren Aussichtsbänkli – der Metaebene – ausgehend, die verschiedenen, möglichen Erwartungen und Wünsche der Lesenden und des Instituts IKT mit meinen eigenen in Einklang zu bringen. Wie es mir gelungen ist, kannst du mir gerne persönlich mitteilen. Ich freue mich über dein Feedback!

Copyright 22.1.23 Richard Furrer

Psychologe lic.phil.
Dozent Tronc Commun IKT
Supervisor KT OdA anerkannt Shiatsu-Therapeut mit Branchenzertifikat

richardfurrer-shiatsu.ch