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Resilienz – Wie widerstandsfähig sind wir?

Liebe IKT-Freunde,

nachdem sich die Artikel auf unserer Seite zuletzt stärker auf aktuelle Themen rund um das Institut und unseren Umgang mit der momentanen Situation bezogen haben, widmet sich dieser Artikel erstmalig einem inhaltlichen Thema aus dem Bereich der Komplementärtherapie. Wir möchten dabei Schlüsselbegriffe verständlich erklären und Aufmerksamkeit für bestimmte Teile der Komplementärtherapie schaffen. Über die kommenden Monate werden wir immer wieder themenbezogene Artikel veröffentlichen.

Dieser Artikel handelt von der Resilienz. Resilienz kennen wir alle, auch wenn wir mit dem Begriff vielleicht nicht direkt etwas anfangen können, so ist er doch sicherlich alltäglich gebraucht oder verinnerlicht. Bei der Resilienz geht es allgemein um die Widerstandsfähigkeit eines Menschen, also die Fähigkeit, physisch wie psychisch Rückschläge zu verkraften und schnell wieder den Weg in einen geordneten und routinierten Alltag finden können. Dabei kann die Resilienz zwischen Menschen enorm verschieden stark ausgeprägt sein. Es gibt Menschen, die ängstlich, vorsichtig und vielleicht sogar instabil auf äussere negative Einwirkungen reagieren, und es gibt diejenigen, die sich scheinbar auch von einem starken Schicksalsschlag nicht aus der Bahn werfen lassen. Diese Fähigkeit wird durch unterschiedliche Faktoren bestimmt, die ihrerseits veränderlich sind und gestärkt werden können

Aber wann sind wir überhaupt auf Resilienz angewiesen? Tagtäglich begegnen wir Situationen, in denen wir herausgefordert. Ein unangenehmes Gespräch, Ablehnung oder andere Hindernisse gehören zum Leben dazu und es gilt, all das zu bewältigen – und diese Situationen sind besonders herausfordernd. Der Umgang mit manchen Phasen im Leben erfordert deshalb Selbstvertrauen, Kritikfähigkeit oder auch eine optimistische Denkweise. Diese Ressourcen sind wertvoll und können verbraucht werden. Hier kommt die Resilienz ins Spiel. Je besser diese ausgebildet ist, desto länger können wir auf ebenjene Ressourcen zurückgreifen. Ebenso hängt Resilienz im Alltag auch mit dem eigenen Befinden und Empfinden zusammen: Wenn wir etwas haben, das uns nährt, das uns Kraft und Halt gibt, das uns zufrieden sein und uns lebendig fühlen lässt, verstärkt sich somit auch unsere Widerstandsfähigkeit gegenüber den alltäglichen Anforderungen und Herausforderungen. Diese Hürden wirken dann gar nicht mehr so gross und lassen sich einfacher überspringen.

Wie bereits erwähnt, sind nicht alle Menschen gleich resilient. Gemeinhin wird von drei Faktoren gesprochen, die die Resilienz beeinflussen: die Erbanlage, die Erziehung und das soziale Umfeld. In allen drei Feldern gibt es positive und negative Einflüsse für die Bildung von Resilienz. Für eine stark ausgebildete Widerstandskraft sind beispielsweise körperliche Gesundheit, eine warme, wohlwollende und behütete Erziehung sowie ein stabiles soziales Netzwerk aus Freunden und Familie förderlich.

Besonders durch einen Blick auf die Faktoren Erziehung und Umfeld lässt sich erkennen, dass Resilienz keine unveränderbare Konstante ist, sondern dass sie beeinflusst werden kann. Das Erleben, die Nutzung von kraftspendenden Ressourcen und auch das Herangehen an herausfordernde Situationen sind allesamt veränderbar und können ins Positive gewendet werden.

Hier setzt auch die Therapeutik an und sieht einen Menschen nie als das Opfer seiner Vergangenheit, sondern als einen wandelbaren Organismus, den man wieder auf den Pfad zu einem zufriedenstellenden Leben führen kann.

Wie können nun wir als KomplementärtherapeutInnen genau das bewerkstelligen? Wie sind wir in der Lage, die Resilienz eines KlientInnen zu stärken, mit dem Ziel, dass er oder sie selbst wieder zu einem besseren Leben finden? Auf welchen Pfeilern ruht die Resilienz und wie kann man diese Pfeiler festigen und weiter aufbauen?

Drei Säulen gelten als das Fundament der Resilienz: Diese werden als die Eigenschaften Intelligenz, Optimismus und Extraversion beschrieben. Intelligenz sorgt dafür, dass ein Mensch in der Lage ist, kreative Lösungen für die eigenen Wege zu finden. Optimismus als eine positive Gedankengrundlage geht mit einem erhöhten (Selbst-)vertrauen zusammen, dass sich eine missliche Lage zum Guten wenden wird. Der dritte Begriff, die Extraversion, also die Offenheit und Aufgeschlossenheit anderen Menschen und Ideen gegenüber, weist auf die Möglichkeit hin, reibungslos mit neuen Menschen in Kontakt zu treten und sich selbst durch soziale Beziehungen zu stärken. Diese drei Säulen bilden das Fundament für eine ausgeprägte Resilienz. Wenn wir es nun schaffen, besagte drei Faktoren zu stärken und in kleinen Schritten zu verbessern, wird unsere Standfestigkeit gleichsam mitwachsen. Neben diesen drei übergreifenden Faktoren gibt es noch viele weitere kleine Puzzlestücke, die ihren Beitrag zur Entstehung von Resilienz leisten. Ebenso trägt zur Kräftigung der Resilienz bei, wenn man aktiv Selbstsorge ausübt und es schafft, seine Ressourcen zu nutzen. Beides steigert das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl, verbessert die Zufriedenheit im Alltag und trägt letzten Endes auch zu einer gestärkten Widerstandsfähigkeit bei. Diese Resilienz als ursprünglich äusserer Faktor wird dann auch für uns TherapeutInnen selbst zu einer Ressource, die wir aktiv für die Arbeit mit den KlientInnen nutzen können. Besonders für uns KomplementärtherapeutInnen ist es von grosser Bedeutung, dass wir gut für uns selbst sorgen, unsere nährenden Ressourcen kennen und anwenden. Denn als resilienter Mensch und TherapeutIn können wir umso mehr erfolgreich und sinnstiftend unsere KlientInnen begleiten und sie in ihrem Prozess unterstützen.

Doch wie sieht das in Verbindung mit Shiatsutherapie aus?

Aus Sicht der Shiatsutherapie in Hinblick auf die Resilienz steht der Begriff der Regulation im Mittelpunkt. Bei Regulation geht es um die Fähigkeit, die eigenen Emotionen, die eigenen Gedanken und das eigene Erleben zu steuern. Regulation stellt somit ein Puzzlestück für die Resilienz dar. Haben KlientInnen nur schwach ausgeprägte Fertigkeiten der Selbstregulation und lässt sich auch nur schwer auf Co-Regulation ein, also die Anleitung durch die TherapeutInnen, gilt es, die Therapie sachte und vorsichtig durchzuführen. Ein freundlicher, bestärkender und empathischer Rahmen bietet eine gute Basis für eine Resilienzbehandlung innerhalb des Shiatsu. KlientInnen wird damit die Möglichkeit gegeben, dass sie mitsamt allen Belastungen sein dürfen und gehört werden. Sie sollen ins Fühlen kommen, ohne dass primär die Lösung der Beschwerden im Mittelpunkt steht. Erst dann kann es durch die Co-Regulation zur Selbstregulation kommen und die KlientInnen kommt selbst auf den Weg der Gesundung.

Einen Aufsatz zum Thema von Meike Kockrick aus dem Shiatsu Journal können wir euch zu diesem Thema wärmstens zur Selbstlektüre empfehlen (Journal muss abonniert werden).

https://www.shiatsu-gsd.de/shiatsu-journal/#aktuelle-ausgabe

Zum Abschluss dieses Artikels möchte ich euch ein paar Denkanstöße und Wünsche mit auf den Weg geben. Fragt euch doch zum Beispiel, was euch im Alltag Kraft und Sicherheit verleiht. Was macht mich zufrieden und stark? Wie gehe ich mit Hindernissen und Herausforderungen um? Bin ich zufrieden mit mir selbst, wenn es um meine Verarbeitung von Negativem geht? Wenn nicht, wo könnte ich ansetzen, um mich besser zu fühlen? Gebe ich mir genügend Raum für Reflexion und für die Verarbeitung von schwierigen Erlebnissen?

Ich wünsche euch, dass ihr als Menschen im Umfeld der Komplementärtherapie erfolgreich mit den Anforderungen, die das Leben mit sich bringt, zurechtkommt und dass diese Erfahrungen und diese Kraft eine Inspiration für eure Mitmenschen, seien es Familie, FreundInnen oder eure KlientInnen, sein werden. Bleibt kraftvoll und besonnen und lasst dabei den Blick offen für das Sanfte und Behutsame. So und in einem harmonischen Miteinander können wir mit viel Positivem auf die bevorstehende Zeit schauen.

Viele Grüsse

Eure Claudia Per